Der VITOVSKA von Parovel

Und weiter geht’s mit zwei besonderen Frauen hier im Friaul: Elena Parovel und Liliana Savioli. Von den beiden wurde ich Anfang Oktober eingeladen, an ihrer Vitovska- Vertikale teilzunehmen. Über das Olivenöl von Parovel hatte ich ja vor einem Jahr schon geschrieben und auch über den Vitovska, der als einheimische Rebsorte fast nur um Triest zu finden ist. Heute soll ich also den Vitovska von Parovel kennen lernen. Eigentlich bin ich ja eher ein Fan von mazerierten Vitovskas, aber ich bin sehr neugierig. Der Betrieb Parovel hat seinen Sitz dort, wo sich die Pforten des “Val Rosandra” (ein Naturschutzgebiet, interessant zum Wandern und Vögel beobachten) über Triest öffnen. Wo die Bora oft pfeift…

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Liliana Savioli, meine Lieblingssommelier, treibt sich bei meiner Ankunft schon mit den früh angekommenen anderen Gästen in den “Lehrrebreihen” vor dem Weingut herum. Jede Reihe eine andere Rebsorte, weiße und rote. Wir kosten.Ganz eindeutig der Unterschied zwischen der reifen Süße des Merlot und der herben Säure des Terran. Und einen “roten Malvasia” hatte ich noch nie gekostet, noch nicht einmal von seiner Existenz gehört.

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Wir begeben uns mit Elena als Hausherrin in den Vorraum des Weinkellers, wo sie uns von ihrer Familie erzählt, mit ihrem ganz eigenen natürlichen Charme und Witz und manchmal auch Selbstironie.IMG_1471

Ihre Familie produziert seit 4 Generationen Öl und Wein, mit der Zeit wurde die Anbaufläche immer größer. Heute sind es etwa 15 ha Öl und 15 ha Wein. (Man kann sich kaum vorstellen, wie anstrengend die 4 Monate von August bis November sein müssen: zuerst die Weinlese und dann die Olivenernte !!) Elena und ihr Bruder Euro sind aber die erste Generation, die nur von Wein und Öl lebt. Ihre Eltern hatten noch zwei Arbeiten: Der Vater lud die großen Frachtschiffe im Hafen von Triest aus, die Mutter war Friseurin. Und ganz nebenbei gab es noch die Landwirtschaft!

Wir gehen in den Weinkeller, in denen die Holzfässer lagern, doch der VITOVSKA BARDE, den wir nachher verkosten, sieht nie Holz. Er reift in den Edelstahlbehältern im nächsten Raum:IMG_1472

Bemerkenswert der Geselle, der am Eingang des Weinkellers wacht – und der 100-jährige Rebstock an der Wand. IMG_1477IMG_1475

Nun aber zur Verkostung! Im großen, weitläufigen Verkostungssaal ist schon alles bereit: Es werden erstmal Fotos geschossen und dann geht es los.IMG_1478

Liliana Savioli beginnt mit einer generellen Einführung über den Vitovska, über seine delikate Struktur und seine Einzigartigkeit, die in seiner Bescheidenheit und Eleganz liegt. Ein Wein, der nie ein “großer” sein wird – oder doch? Müssen wir nur unsere Gewohnheiten hinterfragen? Kein aromatischer Wein, aber unheimlich anpassungsfähig in der Restauration.

Links von ihr auf diesem Foto sitzt Euro, der Bruder von Elena, verantwortlich für die Arbeit im Weinberg und im Weinkeller. LInks von ihm Claudio Fabbro, Weinexperte, und daneben der Vater von Elena und Euro.IMG_1491 (2)

Sie erzählt vom Vitovska, der ohne die Bora nicht denkbar ist. Die Bora, die oft so unangenehm pfeift und die Arbeit draussen schwierig macht, aber auch erleichert. Wie das? Ohne die Bora müsste man viel mehr eingreifen und auch spritzen, denn die Bora reinigt. Wenn man die Traubenform der Vitovska sieht, erkennt man die Kompaktheit, die nötig ist, um einen “Windangriff” auszuhalten und aber im Gegenteil in einem feuchten, windstillen Klima anfällig gegen Schimmel und Krankheiten machen würde.IMG_1496

Wir verkosten die Jahrgänge 2013 (gerade auf den Markt gekommen), 2012, 2011, 2010, 2008, 2006 und zum Spaß auch 2016!!! Letztgenannter also ein leicht trüber Traubensaft, der gerade angefangen hat zu gären.IMG_1497

Insomma: Es passiert, was uns eigentlich immer passiert, wenn wir uns mit einem Produkt von Qualität wirklich beschäftigen – wir lernen es schätzen. Die verschiedenen Jahrgänge offenbaren sich mit verschiedenen Noten, manchmal mehr frische Marille, oft Kamille, manchmal Salbei, aber immer eine große Mineralität, die vom Boden stammt, aber auch vom nahen Meer. Der Jahrgang 2010 ist länger als die anderen und der Jahrgang 2006 ist an seinem Höhepunkt angekommen und beginnt nun alt zu werden, aber das ist nach 10 Jahren bei einem delikaten Weißwein wie diesem schon erstaunlich. Jetzt wird er schon süßlich-karamellig, wie der Saft, der aus einem Apfelstrudel entweicht und im Ofen vor sich hin brutzelt, immer noch sehr angenehm.

Danke für einen lehrreichen Nachmittag in bester Gesellschaft, von dem ich sogar noch mit einer geschenkten Flasche nach Hause fahre!

 

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PAROVEL – Olivenöl ist mindestens so komplex wie Wein

Olivenöl ist nicht gleich Olivenöl. Das wissen wir schon lange. Auch meine kleine Tochter schmeckt sofort, wenn das Öl auf ihrem Teller nicht das ist, das ihr Großvater sich aus der Toskana schicken lässt.

Auch im Friaul gibt es ausgezeichnetes Olivenöl – vor allem auf dem Kast über Triest. In Bagnoli della Rosandra wurde in den letzten Wochen das OLIO NUOVO von PAROVEL gepresst. Von Elena Parovel hatte ich schon einiges gehört, sie schafft es auf bewunderswert natürliche Art in den social media präsent zu sein – so wie mit diesem kleinen Video:

Als ich vor dem  “frantoio” (“Ölmühle”, obwohl heutzutage ja die Oliven nicht mehr gemahlen werden) ankomme, weht es mich fast um: Die Bora !!!!!

Im frantoio riecht es stark: grün, fruchtig, ……20151031_123528

Es ist das erste Mal, dass ich mich mit der Olivenölproduktion beschäftige. Nein, das stimmt nicht, während der Sommelierausbildung haben wir auch schon darüber gesprochen.

Ja, an die Sommelierausbildung muss ich nachher auch denken, als Karmen (die Schwägerin von Elena) mit uns eine ausführliche Olivenölverkostung macht: Eine Welt für sich. Wie auch in der ersten Sommelierstunde denke ich: “Was sollte ich alles riechen? – Mandel, Artischocken ?” 20151031_13081920151031_130447In Plastikbecherchen warten 5 verschiedene Öle auf uns. Wir sollen die Becher in die Hand nehmen und das Öl erwärmen. Eines von den Ölen ist ranzig, ein anderes ist ein durchschnittliches billiges Supermarktöl, die drei anderen sind von Parovel -eindeutig von einer anderen Qualität. Karmen, als Olivenölprofi zeigt uns, wie wir das Öl mit einem Schlürfen hochziehen sollen – eine lustige Erfahrung: Ein Geräusch, das man sonst, neben wildfremden Leuten sitzend , eher vermeidet. Eines der Parovelöle ist richtig scharf.

Karmen verwendet ein professionelles Ölverkostungsglas – klein, bauchig und blau. Die Farbe des Öles soll bei der Verkostung nicht beeinflussen – sie hat nämlich nichts mit der Qualität zu tun!

Öl sollte man übrigens auf keinen Fall in Plastik aufbewahren – das Öl löst das Plastik langsam auf! Nur Glas, und zwar dunkles, ist geeignet.

Wer mehr über die Olivenölverkostung wissen will, dem sei dieser deutsche Artikel zu empfehlen: http://www.welt.de/regionales/muenchen/article110799373/Achtung-gleich-wirds-richtig-scharf.html

Für mich auf jeden Fall eine neue Welt, die sich “pian pianino” erschließen wird!

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