Wir folgen dem Auto von Michele Pavan den Berg hinauf. Bei jeder weiteren Biegung wird mir klarer, dass dieser Nachmittag nicht so verlaufen wird, wie ich es mir vorgestellt habe. Wir setzen uns NICHT vor mehrere Gläser Schioppettino, nein, wir tauchen ein in seine Landschaft, seine Geschichte, in die Geschichten seiner Produzenten.
In meiner Tasche steckt das “VINUM” (Europas Weinmagazin, Ausgabe Juni 2012), in dem ich zum ersten Mal über den Schioppettino von Prepotto gelesen habe. Eine deutsche Weinzeitschrift musste mich anstubsen, mich auf die Spuren eines Rotweines zu begeben, der nur eine halbe Stunde von mir entfernt produziert wird.
Die Karte soll euch helfen einzuordnen, wo Prepotto zu finden ist. Ich habe sie von der Internetseite der associazione www.schioppettinodiprepotto.it, wo ihr auf Italienisch noch viele andere nützliche Infos findet. Wie zum Beispiel die Liste aller Mitglieder – ob wir wohl alle mal kennen lernen werden?
Oben angekommen in Brischis haben wir eine wunderbare Aussicht. Wir stehen vor dem Agriturismo “Ronco dello Schioppettino” von Marco und Lorenzo Iacolettig und an dem idealen Punkt, um das “terroir” des Schioppettino zu begreifen http://www.roncodelloschioppettino.it/.
Heute ist der 21. August und der Spätsommer verschont uns mit stechender Sonne und verwöhnt uns mit Blumenpracht und angenehmen Temperaturen.
Das Judrio-Tal liegt vor uns. Der Fluss Judrio ist die Grenze zwischen “Collio” und “Colli orientali”. Die Gemeinde Prepotto gehört zur “DOC Colli orientali” und der “Prepotto di Schioppettino” ist seit 2 Jahren “sottozona” -also als “Cru-Lage” anerkannt. Ich zitiere aus VINUM:”Nur im Judrio-Tal zeigt der Schioppettino die unverkennbare Signatur dieses Terroirs, nur hier erreicht er seine würzige Komplexität, ausserhalb der Anbauzone Prepotto fällt er deutlich weniger aufregend aus.”
Die Böden bestehen aus Schichten von Mergel und Kalkstein. Ponca werden sie im friulanischen Dialekt genannt. Im oberen Bild rechts seht ihr Wälder: Zwischen diesen liegen die Weinberge. Die Natur ist hier reich an Flora und Fauna. Die Würzigkeit des Waldes wird uns später auch im Duft des Schioppettino begegnen. Generell kann man sagen, dass die Schioppettini, die aus der Nähe des Flusses kommen (wo auch Wein angebaut und der Boden mit Kieseln vermischt ist), sehr würzig-blumig sind und etwas “magerer” ausfallen. Die Hanglagen (in der Nähe des Waldes) bringen körperreichere Weine hervorbringen, die auch oft besser für einen längeren Reifeprozess geeignet sind.
All das erzählt uns Michele Pavan (Präsident der associazione “Schioppettino di Prepotto”) mit grossem Stolz und mit grossen kommunikativen Fähigkeiten. Mit der Vereinigung (associazione) “haben wir Weinproduzenten einen Ort gefunden, an dem wir uns treffen und in unserer Arbeit konfrontieren können”.
Auf dem Foto seht ihr Michele und Matteo (siehe Teil 1 unserer Geschichte), die vor Elena und mir Richtung Marcos Weinberge gehen. “In medias res”- wir wollen uns anschauen, wie es den Schioppettino-Trauben Ende August geht.