Auf den Spuren der BIODYNAMIE – Franz WENINGER

“Demeter”, “biodynamisch”……diese Begriffe und Produkte haben mich immer interessiert. Aber ich kann mich noch deutlich erinnern, dass ich vor zwei Jahren, als ich über das Vergraben von Kuhhörnern (eine Prozedur, die der Herstellung der zwei biodynamischen Hauptpräparate dient) las, ein große Skepsis verspürte……Doch das Verlangen danach, mehr zu verstehen, ließ mich nicht mehr los.

Vor Weihnachten habe ich einen zweitägigen Kurs über VITICOLTURA BIODINAMICA (=biodynamischer Weinbau) in Sarvognano del Torre (bei Udine) gemacht. Mit Michele Lorenzetti, Biologe, Önologe und Winzer in der Toskana.  Aber bevor ich etwas mehr von diesem Kurs erzähle, ist es an der Zeit, an eine wichtige Begegnung zu denken, die ich in diesem Sommer hatte.

Manche Begegnungen müssen im Inneren reifen, bevor frau über sie schreiben kann…….

Wer meinen Blog schon länger verfolgt, weiß, dass ich familiäre connections zum Burgenland habe. Dort – im Mittelburgenland (Horitschon) hat Franz Weninger mich in seine Weingärten mitgenommen. Aber zuerst stehen wir auf seiner Aussichtsrampe, die einem den Blick über Teile der pannonischen Tiefebene gewährt, an deren Ausläufern wir uns befinden. Franz Weninger2“Da hinten ist schon Ungarn!”

Franz Weninger erklaerendEine Situation ähnlich des Gebietes, in dem ich lebe. Italien – und dort -Slowenien. Große Weinanbaugebiete, von (fast) unsichtbaren Landesgrenzen durchteilt.

Den eisernen Vorhang gibt es glücklicherweise nicht mehr. Aber natürlich gibt es viele Barrieren, eine ist die der Sprache. Franz hat irgenwann verstanden, dass ihm die Weinbauschule in Niederösterreich, die er besucht hat, vor allem Mittel zur Weißweinherstellung an die Hand gegeben hat. Die Ungarn währenddessen sind Meister der Rotweine – und das Burgenland ist ein Land der großen Rotweine. So hat Franz also Ungarisch gelernt.Franz Weninger erklaerend 1

Das Weingut Weninger ist “Demeter-zertifiziert”, wie kam es dazu? Auf youtube findet ihr einige schöne Videos über Weninger, in einem (auch auf der Weninger-Internetseite http://www.weninger.com/ zu finden), erklärt Franz, dass sie sich 2004 als “biologisch” zertifizieren haben lassen. “Aber irgendwas hat  gefehlt…” Das war dann die Biodynamie. Was einige Prozeduren der Biodynamie sind, werde ich in meinem nächsten Artikel schreiben. Nur kurz: Sie geht – wie die Waldorfschulen – auf Rudolf Steiner zurück. 1924 hat er in Koberwitz mit seinem “Landwirtschaftlichen Kurs” die Grundlagen gelegt.

Wir steigen ins Auto und fahren auf eine kleine Anhöhe – zu einer anderen “Lage”. Auf der Fahrt dorthin, erzählt mir Franz von seinen Erfahrungen als Praktikant in Kalifornien. Dort fiel ihm das erste Mal auf, wie oft die physiologische Reife nicht mit der Zuckerreife der Trauben zusammenfiel, und wie dann im Nachhinein mit Kellertechnik eingegriffen werden musste. (Zu den Begriffen der Reife könnt ihr den Anfang dieses Artikels auf Vinolog lesen.) Nach der Rückkehr aus Amerika, war das sein Ausgangspunkt einer langen Recherche. Und nur bei Rudolf Steiner und dessen Ansätzen hat er Lösungen gefunden………Franz vor Auto

Franz Weninger ist der erste, der MICH auch “interviewt”, sonst bin ja meistens ich diejenige, die endlos viele Fragen stellt.

“Was empfindest du hier – wie ist die Luft/der Boden/die Pflanze hier – im Vergleich zur Ebene (beim Aussichtspunkt)?”Wiese zwischen RebzeilenHaeuschenSchild Weninger

Er gibt mir sogar ein Stück Erde in die Hand und fordert mich auf, daran zu riechen. Es riecht nach Wald . Nach Humus – einfach nach lebendigen Prozessen. Und das ist ja leider das Problem, dass man das von vielen intensiv-landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht sagen kann…..

alles will Wald werden

Ich bewundere das T-Shirt von Franz und frage nach seiner Bedeutung.

Es ist eines einer Serie, die die “Helfer” im Weinberg zeigt. All die kleinen Tierchen, die für den Boden und seine Fruchtbarkeit arbeiten. Der Name des Tieres steht immer auf der Vorderseite des T-Shirts – auf Ungarisch und auf Deutsch!TShirt

Später sind wir im Weinkeller – Franz zeigt mir vieles, was ich schon in -zig Weinkellern gesehen habe – aber noch nie BRENNNESSELN. Mit diesen werden Aufgüsse für die Reben gemacht.

Eine WENINGER – WAND. Eine dieser Kisten ziert jetzt auch eine Ecke meines Wohnzimmers.. Weinschachteln

Natürlich verkosten wir zum Schluss. Der “Kirchholz”-Blaufränkisch,der Kekfrankos (Blaufränkisch aus dem Anbaugebiet der Weninger in Ungarn) und der Grüne Veltliner sind meine Favoriten, von denen ich mir auch ein paar Flaschen nach Hause mitnehme. .

Charakterweine, die davon erzählen, dass sie gut begleitet wurden.

Ich veranschiede mich mit der Gewissheit im Herzen, heute wieder mal was Wichtiges BEGRIFFEN zu haben.

Hilde Petrussa – Die große Dame aus Prepotto

 

(Vor kurzem hat mir jemand gesagt: “Schön dein Blog, aber du bist ja von allen Weinproduzenten, die du besuchst, begeistert….”- Meine Antwort war: “Ich schreibe nur über die, die mich begeistern………)

 

Es gibt Tage – und deren gibt es nicht allzu viele – die sich öffnen, wie ein Fenster, und Licht und  Sonne hereinlassen. Wenn plötzlich der Alltag weicht……

Und es gibt Menschen – und deren gibt es auch nicht allzu viele – die ich einfach verehre. In deren Gegenwart ich plötzlich einen gesunden Abstand zum Leben mit seinen Höhen und Tiefen entwickle. Menschen, die sich und einem nichts beweisen müssen und im Leben ihren ganz persönlichen Weg gefunden haben.

Elena Zotti und ich hatten das Glück, einen Tag mit Hilde Petrussa zu verbringen. Mit Hilde, der ersten Präsidentin der “Associazione Produttori Schioppettino di Prepotto”, die wir an dem vielzitierten Tag im August 2013 nicht treffen konnten…..Endlich ist es soweit! Gut, dass ich hier nicht als bezahlte Weinjournalistin ankomme, die möglichste viele technischen Daten über Produktion und Wein sammeln soll. Denn ich habe an diesem Tag kaum mitgeschrieben (was ich sonst mache) – und vor allem GENOSSEN:

Hildes kleines, wunderschönes Weingut, ihren herrlichen, lichtdurchfluteten Wohn-Kamin-Küchen-Arbeits-Treff-Raum, in dem sie uns sogar bekocht hat: Pasta mit Brokkoli und vorher Frico (eine Spezialität aus der Gegend hier mit Kartoffeln und Käse).

Ihr junges Lachen.

Ihre Art von ihrem Leben zu erzählen, ihre Katzen vor dem Fenster oder Feuer.

Und natürlich ihre Weine: Alle haben etwas von ihrer Authentizität, ihrer Eleganz und gleichzeitig Schlichtheit. Verkostet haben wir den RICHENZA (weißer Cuvèe-Wein, aristokratisch,schmelzend, lange anhaltend, hat schon viele Preise gewonnen), den SCHIOPPETTINO DI PREPOTTO (für mich einer der besten Schioppettinos), den PICOLIT (fast likörhafte Struktur, ein Meditationswein) und die PERLA NERA (ganz interessanter Wein, süß und doch nicht süß, elegant, große Struktur, Duft nach Marmelade aus roten Früchten, Gewürze).

 

Hier doch ein paar Fakten über Hilde Petrussa:

Sie schafft es fast ihren ganzen Wein in Italien zu verkaufen, was ungewöhnlich ist, denn der italienische Weinkonsum ist ziemlich eingebrochen und rundherum setzen immer mehr Weinproduzenten im Friaul auf den Export.

Ihr Weingut hat nur 6,5 Hektar, sie kauft nie Trauben ein und produziert ca. 30.000 Flaschen. Mit dem Ertrag des Sommers 2014 wird man sehen, was sich machen lässt. Den “Schioppettino di Prepotto” wird es 2014 nicht geben, vielleicht den “Ribolla Nera” (dieselbe Trauben, aber kein Ausbau im Holz, jung zu genießen).

Erst im Jahr 1995 hat sie das Weingut und die Produktion zusammen mit ihrem Mann übernommen. Ihre Mutter hat bis ins Alter von 80 Jahren im Betrieb gearbeitet! Vor dem Wein hat Hilde einen ganz anderen Beruf ausgeübt: Sekretärin in einer Schule.

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Und nun lasse ich die Fotos sprechen:

(Auf dem vorletzten Foto seht ihr Lino Casella, auch ein Schioppettino-Produzent, der vor der Gubana – typische Nachspeise, am besten in Cividale zu kaufen – zu uns stieß)

IMG_9116IMG_9114IMG_9072IMG_9073 Continua a leggere

Nadia Venica – Die junge Weinproduzentin von VIE D’ALT

Wie in “Wiedersehen in Prepotto” beschrieben, hatte ich bei dem Event  “Schioppettino di Prepotto – UNICO PER NATURA 2014 / UNIQUE BY NATURE” im Oktober Nadia Venica kennengelernt. Im November haben Elena Zotti und ich ihr einen Besuch abgestattet. Erster Eindruck: Ihr Weingut ist unglaublich schön gelegen.

Ein Weingut mit Geschichte: 1915 wurde es gegründet, von Antonio Venica. “Vie d’Alt” heißt es es seit kurzem. Vorher trug es den Namen von Nadias Vater, Bruno Venica. Bruno ist noch immer sehr präsent, aber langsam nehmen seine drei Töchter NADIA, MARA (mit ihrem Mann Christian) und GIULIA die Zügel in die Hand. Vie dalt Lage
In den letzten Jahren hat die Familie Venica viel investiert, das Ergebnis könnt ihr auf den nachfolgenden Fotos bewundern. Nadia führt uns zuerst zu dem riesigen überdachten Bereich vor dem Verkostungsraum. Am Geländer stehend hat man eine prachtvolle Aussicht. Und Nadia beginnt zu erzählen…… Continua a leggere

Wiedersehen in Prepotto

 

Am 11. und 12. Oktober fand in Prepotto “Schioppettino di Prepotto – UNICO PER NATURA 2014 / UNIQUE BY NATURE” statt. Das Fest um den wohl spannendsten Rotwein des Friaul. (Ihr findet hier auf meinem Blog einige Artikel unter dem Stichwort “Schioppettino”)

Ich konnte aus zeitlichen Gründen nur einen halben Tag mitverkosten und mitfeiern, aber dieser halbe Tag war voller interessanter Begegnungen und Gaumenfreuden. Leider konnten Elena und Matteo, mit denen ich im August 2013 Prepotto besucht hatte, nicht mitkommen.

Ich stehe am Samstag um 12.45 vor dem CASTELLO DI ALBANA, das ich noch nicht kannte, und bin verwirrt, weil hier nur 5 Autos stehen …..

“Mi scusi….”, spreche ich eine blonde, blaugekleidete Dame an, die vor dem Schloss steht, und komme so ins Gespräch mit Claudia Culot, der Verantwortlichen des ONAV (Sommeliervereinigung) in der Provinz Gorizia. 
Das Schloss von Albana
Kurz danach kommt Hilde Petrussa von VIGNA PETRUSSA, die große Dame des Schioppettino. Im August 2013 hätten wir Hilde kennenlernen sollen, aber sie war verhindert. Sie bestätigt uns, dass wir am richtigen Ort seien, dass aber die Gesellschaft im zeitlichen Verzug sei. Deswegen lädt sie uns ein, gemeinsam wieder nach unten ins Zentrum von Prepotto zu fahren -in ihrem AutoDer neuüberdachte Treffpunkt im Zentrum von Prepotto .

Hier sind noch alle gemütlich am Schmausen und Plaudern. Continua a leggere

Der “Schioppettino di Prepotto”: SCHLUSSWORTE UND DANKSAGUNG

(Unserem Ausflug im August 2013 nach Prepotto haben wir – Elena Zotti und ich – 7 Geschichten gewidmet. Die Grundlage der 7 Artikel und die Fotos stammten von mir. Elena hat übersetzt – aber immer mit der Freiheit der Co-Autorin, die andere Schwerpunkte in ihrem Text gesetzt hat und die Weine meist technisch genauer beschrieben hat. Bei dieser DANKSAGUNG haben wir die Rollen vertauscht: Elena hat den Artikel verfasst und ich habe frei übersetzt.)

Nachdem wir Prepotto in der Begleitung von Michele kennengelernt hatten und wir derartig leidenschaftliche und großzügige Weinproduzenten getroffen hatten, nachdem wir liebliche (nicht im Sinn von süße!) Weine verkostet hatten und durch die Weinberge spaziert waren, schien es uns unmöglich, diesem Weinabenteuer mit einer einzigen Geschichte gerecht zu werden.

Bene, jetzt, da wir am Ende unserer Geschichten angekommen sind, die wir in unserem Rhythmus – ohne Hetze – erzählt haben, bleiben uns nur noch ein paar Schlussfolgerungen und Danksagungen. Continua a leggere

Der “Schioppettino di Prepotto” Teil 7 – PIZZULIN, Elisabetta und Denis

Wir kommen im Hof unserer letzten Gastgeber an. Ein Hof, der sofort in den Weingarten übergeht. Rosenstöcke, Büsche, Kies, alles akkurat gepflegt. Und mit was für einer Aussicht!

Es wird schon dunkel…

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Elisabetta und Denis PIZZULIN haben schon auf uns gewartet. Beide sehen etwas müde aus und unsere anfängliche Unterhaltung ist ein wenig schleppend. Doch das soll sich bald ändern….Schon beim Rundgang im supermodern ausgestatteten Weinkeller beginnen die Augen von Denis zu leuchten, als er merkt, dass Elena vom Fach ist.

IMG_7391 Continua a leggere

Schioppettino di Prepotto – Video

Danke an alle, die so treu unseren “Fortsetzungsroman” über den “Schioppettino di Prepotto” verfolgen. Geschrieben von Elena Zotti (italienischer Teil) und mir (deutscher Teil), technisch betreut von Matteo Herbin. Matteo hat an jenem inspirierenden Nachmittag in Prepotto auch dieses nette, kleine Video gemacht, das die ruhige und gleichzeitig flirrendende Spätsommerstimmung im Weinberg im Zeitraffer zeigt.

………..Übrigens: Es kommen noch 2 Teile (ingesamt sind es dann 8)!

Der “Schioppettino di Prepotto” Teil 6 – Massimo und Antico Broilo

Kennt ihr das Gefühl, wenn euch etwas entgleitet? Auf angenehme Weise, aber entgleitet. Dieser Nachmittag wird gerade zum Abend!!!! Irgendwie ist es schon 19.30…… Und das Abendessen – und die Familie?! Welche Möglichkeiten gibt es? Nur eine: Hierzubleiben. Hierzubleiben und diesen Nachmittag/Abend zu genießen…….. Das ist eine einmalige Gelegenheit.

Wie schon im Teil 1 dieses “Fortsetzungsromans” (übrigens es werden 8 Teile ) beschrieben, hatte ich mir vorgestellt, dass wir an diesem Nachmittag vielleicht max. 2 – 2 1/2 Stunden zusammensitzen würden, doch mittlerweile sind es 4 Stunden geworden und der Abend sei noch jung, wie Michele Pavan uns seelenruhig erklärt.

Abendprogrammabsagen (Elena war auch verabredet) schwirren per Handy von Prepotto gen Westen und kurz darauf kommen etwas ungehaltene Antworten zurück. Das schlechte Gewissen nagt ein wenig und ich bin nicht voll konzentriert, als Massimo Duri das Tor zu seiner azienda öffnet..

“Massimo Duri’ ist ein gewissenhafter junger Winzer, dessen Unaufgeregtheit und Akribie man in seinem Schioppettino wiederfindet.” (VINUM; Juniheft 2013)

Das sind die Worte, die VINUM für Massimo gefunden hat – sehr passende Worte. In der Art, wie Massimo die Flasche mit seinem Schioppettino Jahrgang 2010 öffnet, ist seine Akribie sofort zu erkennen. Kork? Nein. Schmeckt, wie er soll? Ja.

IMG_7385Ein Strahlen geht über sein Gesicht, und er gießt uns mit großer Eleganz ein. Continua a leggere